Zusätzlicher Schutz durch Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) auch als Schutz bei direktem Berühren bezeichnet
Einen zusätzlichen Schutz bei direktem Berühren bewirken Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (Residual current protective device = RCD) mit einem Bemessungsdifferenzstrom ≤ 30 mA. RCDs mit einem Bemessungsdifferenzstrom von ≤ 30 mA bezeichnet man auch als hochempfindliche Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen.
Die Norm IEC 60364-4-41 (VDE 0100-410) fordert in folgenden Fällen die Verwendung von Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen ≤ 30 mA (siehe Abb. F8):
- Steckdosen mit einem Bemessungsstrom nicht größer als 32 A, die für die Benutzung durch Laien und zur allgemeinen Verwendung bestimmt sind
- Beleuchtungsstromkreise eines TN- oder TT-Systems in Wohnräumen
- Endstromkreise für im Außenbereich verwendete tragbare Betriebsmittel mit Bemessungsströmen ≤ 32 A[1]
- Stromkreise für Steckvorrichtungen an nassen Einsatzorten mit beliebigem Bemessungsstrom[1]
- Stromkreise für Steckvorrichtungen in vorübergehend errichteten Anlagen[1]
- Stromversorgung in Schwimmbädern[1]
- Versorgungsstromkreise für Baustellen, Caravans, Hafenanlagen und Jahrmärkte[1]
Dieser Schutz kann für einzelne Stromkreise oder Stromkreisgruppen verwendet werden:
- Dringend empfohlen für Stromkreise für Steckvorrichtungen ≥ 32 A (vorgeschrieben bei der Versorgung von tragbaren Geräten im Freien).
- In einigen Ländern ist diese Anforderung für alle Stromkreise für Steckvorrichtungen mit Bemessungsströmen von ≤ 32 A vorgeschrieben. Es wird ebenso empfohlen, die Anzahl der durch ein Schaltgerät mit Fehlerstromschutz geschützten Steckvorrichtungen zu begrenzen (z. B.: 10 Steckvorrichtungen für ein Schaltgerät mit Fehlerstromschutz).
Alle zuvor beschriebenen Maßnahmen sind vorbeugende Maßnahmen. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass sie nicht immer ausreichend sein können, z. B. bei:
- fehlender Instandhaltung,
- Unvorsichtigkeit, Fahrlässigkeit,
- normalem (oder erhöhtem) Verschleiß der Isolierung, z. B. häufige Biegung oder Abrieb von Kabel/Leitungen insbesondere bei Anschlussleitungen,
- unbeabsichtigtem Berühren aktiver Teile,
- Eintreten von Situationen, in der die Isolierung nicht mehr wirksam ist (z. B. Eintauchen in Wasser usw.).
Zum Schutz des Anwenders in solchen Situationen werden Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen ≤ 30 mA verwendet. Diese Geräte erkennen Fehlerströme (die u.U. durch den Körper eines Menschen oder Tieres fließen können) und schalten die Stromversorgung sehr schnell automatisch ab. Sie müssen schnell genug auslösen, um Verletzungen oder den Tod durch Stromeinwirkung eines Menschen zu verhindern (siehe Abb. F8).
Diese Geräte arbeiten nach dem Prinzip der Differenzstrommessung, bei der jede Differenz in einem Stromkreis, z. B. bei einem Fehler zur Erde erfasst wird. Differenzen entstehen entweder durch Isolationsfehler (Körperschluss) oder durch versehentliches Berühren eines aktiven Teils (z. B. durch Berühren eines stromführenden Leiters).
Die Fehlerstromschutzgeräte (Residual current protective devices = RCD) mit einem Bemessungsdifferenzstrom ≤ 30 mA sind für den Schutz bei direktem Berühren ausreichend empfindlich. Die in IEC 61008 und 61009 definierte Reaktionszeit ist schnell genug, um Schutz zu bieten. Siehe Abb. F9.
Dieser zusätzliche Schutz wird für Stromkreise mit Steckvorrichtungen üblicherweise für Bemessungsströme bis max. 32 A gefordert. In einigen Fällen müssen alle Steckdosen/Steckdosenstromkreise (ohne Begrenzung des Bemessungsstromes) entsprechend geschützt sein.
In Kapitel Q, im Abschnitt Empfehlungen für Räume und Anlagen besonderer Art werden Anwendungsfälle aufgeführt, in denen die Verwendung von Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen ≤ 30 mA entweder obligatorisch ist (kann in den einzelnen europäischen Ländern unterschiedlich sein) oder aber in jedem Fall dringend für einen wirksamen Schutz sowohl bei direktem als auch bei indirektem Berühren empfohlen wird.
Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen ≤ 30 mA sind für alle Arten von Erdungsanlagen geeignet. Siehe Abb. F10 (a) für TT- oder TN-Systeme, und (b) für IT-Systeme.