Kapitel F

Schutz gegen elektrischen Schlag und elektrische Brände


Schutzmaßnahme Automatische Abschaltung im TT System

Aus Planungskompendium Energieverteilung
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TT- Prinzipieller Aufbau

Die automatische Abschaltung im TT-System wird in den allermeisten Fällen nur durch Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) mit einem Bemessungsdifferenzstrom erreicht, der von folgender Bedingung abhängig ist: [math]\displaystyle{ I_{\Delta n}\le\frac{50V}{R_A} }[/math], wobei RA dem Widerstand des Anlagenerders der Anlage entspricht.

In diesem System müssen alle Körper der Anlage mit einem gemeinsamen Erdungsanschluss verbunden sein. Der Sternpunkt des Versorgungssystems ist normalerweise an einem Punkt außerhalb des Einflussbereiches des Anlagenerders geerdet.

Die Erdschlussschleifenimpedanz besteht daher im Wesentlichen aus den zwei in Reihe liegenden Erdungswiderständen (d.h. dem Quellen und Anlagenanschluss), so dass der Fehlerstrom, der darüber zum Fließen kommen kann, im Allgemeinen zu niedrig ist, um die Überstrom-Schutzeinrichtung ansprechen zu lassen. Daher ist die Verwendung einer Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) fast zwingend notwendig.

Dieses Schutzprinzip ist auch anwendbar, wenn nur ein gemeinsamer Erdungsanschluss verwendet wird, besonders im Fall einer Kundenstation innerhalb der Anlage, in der die Platzbeschränkung den Einsatz eines TN-Systems erfordert, aber alle anderen Voraussetzungen eines TN-Systems nicht erfüllt werden können.

Die automatische Abschaltung der Stromversorgung im TT-System wird durch Fehlerstrom-/Differenzstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) mit einem Bemessungsdifferenzstrom von:

[math]\displaystyle{ I_{\Delta n}\le\frac{50V}{R_A} }[/math] durchgeführt, wobei gilt:

RA: Summe der Widerstände des Erders und des Schutzleiters der Körper

I∆n: Bemessungsdifferenzstrom der Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD)

Für vorübergehend errichtete Versorgungen für den Einsatz in der Landwirtschaft und im Gartenbau wird der Wert 50 V durch 25 V ersetzt.

Beispiel

(siehe Abb. F9)

  • Der Widerstand des Betriebserders am Sternpunkt in der Umspannstation RBA beträgt 10 Ω.
  • Der Widerstand des Anlagenerders RA beträgt 20 Ω.
  • Der Fehlerstrom ergibt sich aus: U/Rges = 230 V/30 Ω = Id = 7,7 A.
  • Die Berührungsspannung beträgt UB = Id x RA = 154 V und ist daher gefährlich und muss abgeschaltet werden.
Abb. F9 – Automatische Abschaltung der Stromversorgung im TT-System

Um die zulässige Berührungsspannung von AC 50 V am Erder nicht zu überschreiten, muss mindestens folgender Bemessungsdifferenzstrom gewählt werden:

I∆n = 50 V/20 Ω = 2,5 A. In der Praxis würde man dafür einen Bemessungsdifferenzstrom von 300 mA wählen, da letztlich auch der Schutzleitwiderstand in der Betrachtung mit berücksichtigt werden muss, so dass eine 300 mA-Fehlerstrom-Schutzeinrichtung in ca. 30 ms (siehe Abb. F10) unverzögert auslöst und den Fehler beseitigt, wenn die Berührungsspannung an einem berührbaren leitfähigen Teil überschritten wird.

Festgelegte maximale Abschaltzeit

Die Abschaltzeiten von Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) sind herstellerspezifisch im Allgemeinen kürzer als in den Normen gefordert wird. Diese Eigenschaft vereinfacht deren Verwendung und ermöglicht den Einsatz eines effektiven Selektivschutzes.

In der Norm IEC 60364-4-41 (VDE 0100-410) ist die maximale Abschaltzeit von Schutzeinrichtungen im TT-System festgelegt:

  • Für alle Endstromkreise mit einem Bemessungsstrom bis einschließlich 63 A liegt die maximale Abschaltzeit unter den Werten in Abbildung F10.
  • Für Verteilungsstromkreise beträgt die maximale Abschaltzeit 1 s. Dieser Grenzwert ermöglicht Selektivität zwischen den in Verteilungsstromkreisen installierten Schaltgeräten mit Fehlerstromschutz.
Der Begriff „Fehlerstromschutzgerät” wird allgemein für alle Geräte verwendet, die nach dem Fehlerstrom-Prinzip arbeiten. Die Fehlerstrom-/Differenzstrom-Schutzschalter (Residual Current Operated Circuit-Breaker = RCCB) sind nach den Normen der Reihe IEC 61008 (VDE 0664-10) vorwiegend Fehlerstrom-/Differenzstromschutzschalter ohne eingebautem Überstromschutz (RCCBs) für Hausinstallation und ähnliche Anwendungen.
Die Abschaltzeit/Fehlerstrom-Kenndaten von Schaltgeräten mit Fehlerstromschutz vom Typ allgemein und Typ S (selektiv) der Norm IEC 61008 (VDE 0664-10) werden in Abb. F11 dargestellt. Diese Kenndaten ermöglichen gewisse selektive Auslösungen zwischen den verschiedenen Kenndaten- und Typenkombinationen, wie später in Abschnitt Selektivität zwischen Schaltgeräten mit Fehlerstromschutz beschrieben wird. Leistungsschalter mit Fehlerstromschutz (nach VDE 0660-101) gewährleisten aufgrund ihrer flexiblen Zeitverzögerung weitere Selektivitätsmöglichkeiten.
Abb. F10 – Max. Abschaltzeit für Wechselspannungs-Endstromkreise unter 63 A im TT-System
Uo[a] (V) T (s)
50 < Uo ≤ 120 0,3
120 < Uo ≤ 230 0,2
230 < Uo ≤ 400 0,07
Uo > 400 0,04
  1. ^ Uo = Nennspannung zwischen Außenleiter und Erde.
Abb. F11 – Höchstzulässige Abschaltzeiten von Schaltgeräten mit Fehlerstromschutz (in s)
Typ x IΔn 1 2 5 > 5
allgemein
Typ S
jeder Wert 0,3 0,15 0,04 0,04 höchstzulässige Abschaltzeiten
> 0,030 0,5 0,2 0,15 0,15 höchstzulässige Abschaltzeiten
0,13 0,06 0,05 0,04 kürzeste Nichtauslösezeiten

TT- Weitere Aspekte zum Schutz gegen indirektes Berühren

Allgemein

Der Schutz gegen indirektes Berühren wird durch Schaltgeräte mit Fehlerstromschutz sichergestellt, deren Empfindlichkeit I∆n folgender Formel entspricht:

[math]\displaystyle{ I_{\Delta n}\le\frac{50V}{R_A} }[/math][1]

Die Empfindlichkeit des Schaltgerätes mit Fehlerstromschutz hängt vom Widerstand RA des Erdungsanschlusses der Anlage ab und wird in Abbildung F28 angegeben.

Abb. F28 – Der obere, nicht zu überschreitende Widerstandsgrenzwert für den Erdungsanschluss einer Anlage für gegebene Empfindlichkeitswerte von Schaltgeräten mit Fehlerstromschutz bei Werten der Berührungsspannung UB von 50 V und 25 V.
IΔn Max. zulässiger Widerstand des Erdungsanschlusses
(50 V) (25 V)
3 A 16 Ω 8 Ω
1 A 50 Ω 25 Ω
500 mA 100 Ω 50 Ω
300 mA 166 Ω 83 Ω
30 mA 1666 Ω 833 Ω

Untersuchung von Verteilungsstromkreisen

(siehe Abb. F29)

Abb. F29 – Verteilungsstromkreise

In IEC 60364-4-41 (VDE 0100-410) wird eine maximale Auslösezeit von 1 s in Verteilungsstromkreisen einer Anlage (im Gegensatz zu Endstromkreisen) festgelegt. Dadurch werden selektive Auslösungen ermöglicht:

  • Ebene A: verzögertes Schaltgerät mit Fehlerstromschutz, z.B. Typ „S”
  • Ebene B: unverzögertes Schaltgerät mit Fehlerstromschutz

Die berührbaren leitfähigen Teile eines Gerätes oder einer Gerätegruppe sind mit einem separaten Erdungsanschluss verbunden

(siehe Abb. F30)

Abb. F30 – Separater Erdungsanschluss

Schutz gegen indirektes Berühren wird durch ein Schaltgerät mit Fehlerstromschutz auf Ebene des Leistungsschalters, der jede Gruppe oder separat geerdete einzelne Geräte schützt, sichergestellt.

In jedem Fall muss die Empfindlichkeit auf den Widerstand des betreffenden Erdungsanschlusses abgestimmt sein.

Anmerkung

  1. ^ 25 V für Anlagen auf Baustellen, in der Landwirtschaft usw.
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