Schutz gegen indirektes Berühren im TT System
Schutz gegen indirektes Berühren im TT System
Allgemein
Der Schutz gegen indirektes Berühren wird durch Schaltgeräte mit Fehlerstrom-schutz sichergestellt, deren Empfindlichkeit I∆n folgender Formel entspricht: (1)
Die Empfindlichkeit des Schaltgerätes mit Fehlerstromschutz hängt vom Widerstand RA des Erdungsanschlusses der Anlage ab und wird in Abbildung F28 angegeben.
Untersuchung von Verteilungsstromkreisen
(siehe Abb. F29)
In IEC 60364-4-41 (VDE 0100-410) wird eine maximale Auslösezeit von 1 s in Verteilungsstromkreisen einer Anlage (im Gegensatz zu Endstromkreisen) festgelegt. Dadurch werden selektive Auslösungen ermöglicht:
- Ebene A: verzögertes Schaltgerät mit Fehlerstromschutz, z.B. Typ „S”
- Ebene B: unverzögertes Schaltgerät mit Fehlerstromschutz
Die berührbaren leitfähigen Teile eines Gerätes oder einer Gerätegruppe sind mit einem separaten Erdungsanschluss verbunden
(siehe Abb. F30)
Schutz gegen indirektes Berühren wird durch ein Schaltgerät mit Fehlerstromschutz auf Ebene des Leistungsschalters, der jede Gruppe oder separat geerdete einzelne Geräte schützt, sichergestellt.
In jedem Fall muss die Empfindlichkeit auf den Widerstand des betreffenden Erdungsanschlusses abgestimmt sein.
Hochempfindliche Schaltgeräte mit Fehlerstromschutz
(siehe Abb. F31)
In IEC 60364-4-41 (VDE 0100-410) und IEC 60364-7-ff (VDE 0100-7-ff) wird die Verwendung von hochempfindlichen Schaltgeräten mit Fehlerstromschutz (y 30 mA) in folgenden Fällen empfohlen:
- Stromkreise für Steckvorrichtungen mit Bemessungsströmen y 32 A
- Stromkreise für Steckvorrichtungen an nassen Einsatzorten mit beliebigem Bemessungsstrom
- Stromkreise für Steckvorrichtungen in vorübergehend errichteten Anlagen
- Stromversorgung in Schwimmbädern
- Versorgungsstromkreise für Baustellen, Caravans, Hafenanlagen und Jahrmärkte
Dieser Schutz kann für einzelne Stromkreise oder Stromkreisgruppen verwendet werden:
- Vorgeschrieben für Stromkreise mit Steckvorrichtungen u 20 A und zur Versorgung von tragbaren Geräten im Freien.
- In einigen Ländern ist diese Anforderung für alle Stromkreise, vorgesehen für Steckvorrichtungen mit Bemessungsströmen von y 32 A, obligatorisch. Es wird ebenso empfohlen, die Anzahl der durch ein Schaltgerät mit Fehlerstromschutz geschützten Steckvorrichtungen zu begrenzen (z.B. nicht mehr als 10 Steckvorrichtungen für ein Schaltgerät mit Fehlerstromschutz).
Feuergefährdete Betriebsstätten
(siehe Abb. F32)
Der Schutz durch ein Schaltgerät mit Fehlerstromschutz an dem Leistungsschalter, der alle Versorgungen zum gefährdeten Bereich steuert, ist für einige Einsatzorte erforderlich und in einigen Ländern sogar vorgeschrieben (gemäß VDE 0100-420).
Die Empfindlichkeit des Schaltgerätes mit Fehlerstromschutz sollte y 300 mA betragen. Für bestimmte Betriebsmittel wie z.B. Deckenheizungen wird sogar ein Fehlerstromschutz y 30 mA gefordert. Im Bereich der Landwirtschaft sind für den Brandschutz in der IEC 60346-7-705 (VDE 0100-705) derzeit < 300 mA zulässig.
Schutz von nichtgeerdeten berührbaren leitfähigen Teilen
(siehe Abb. F33)
(Im Fall einer vorhandenen Anlage in trockener Umgebung, in der die Einrichtung eines Erdungsanschlusses nicht möglich ist oder bei defektem Erdungsleiter).
Hochempfindliche Schaltgeräte mit Fehlerstromschutz (y 30 mA) gewährleisten sowohl den Schutz gegen indirektes Berühren als auch den zusätzlichen Schutz gegen direktes Berühren.
Ausführungen von Schaltgeräten mit Fehlerstromschutz
Schaltgeräte mit Fehlerstromschutz sind üblicherweise in folgende Schalter integriert oder mit ihnen kombiniert:
- Industrielle Kompakt-Leistungsschalter (MCCB) nach IEC 60947-2 (VDE 0660-101) und die entsprechenden Anhänge B und M.
- Industrielle Leitungsschutzschalter (MCB) nach IEC 60947-2 (VDE 0660-101) und die entsprechenden Anhänge B und M.
- Leitungsschutzschalter für Hausinstallationen und ähnliche Zwecke (MCB) nach IEC 60898-1 (VDE 0641-11).
- Relais mit separaten Ringstromwandlern nach IEC 60947-2 Anhang M
(VDE 0600-101).
Die Verwendung von Schaltgeräten mit Fehlerstromschutz an der Einspeisung von Anlagen mit TT-System ist vorgeschrieben. Dort ermöglichen sie selektive Auslösungen mit anderen Schaltgeräten mit Fehlerstromschutz und stellen daher die erforderliche Betriebskontinuität sicher.
Industrielle Leistungsschalter mit integriertem Schaltgerät mit Fehlerstromschutz werden in der Norm IEC 60947-2 Anhang B (VDE 0660-101) beschrieben.
Leistungsschalter mit integriertem oder anbaubarem Differenzstromschutzmodul
(siehe Abb. F34)
Leitungsschutzschalter für Hausinstallationen und ähnliche Zwecke mit integriertem Schalt- gerät mit Fehlerstromschutz (RCBOs) werden in den Normen IEC 60898-1 (VDE 0641-11) und IEC 61009-2-1 (VDE 0664-21) beschrieben.
Leitungsschutzschalter für Hausinstallationen und ähnliche Zwecke mit Schaltgerät mit Fehlerstromschutz
(siehe Abb. F35)
Anbaubare Fehlerstrom-/Differenzstrom-Schutzschalter können häufig auf DIN-Schienen montiert (z.B. Compact oder Acti 9) und durch ein zusätzliches Differenz-stromschutzmodul ergänzt werden (z.B. Vigi).
Diese Kombinationsgeräte verfügen über umfangreiche Schutzfunktionen (Isolation, Kurzschluss-, Überlast und Erdschlussschutz).
Schaltgeräte mit Fehlerstromschutz mit separaten Ringstromwandlern werden in der Norm IEC 60947-2 Anhang M beschrieben.
Fehlerstrom-/Differenzstrom-Schutzschalter und Schaltgeräte mit Fehlerstromschutz mit separatem Ringstromwandler
(siehe Abb. F37)
Schaltgeräte mit Fehlerstromschutz mit separaten Ringstromwandlern können in Kombination mit Leistungsschaltern oder Schützen verwendet werden.