Auswirkungen von Blitzeinschlagen: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 22. August 2017, 21:06 Uhr


Üblicherweise werden, je nach Art des Erdungssystems, die SPDs zwischen Außenleiter und PE oder Außenleiter und PEN eingesetzt (siehe Abb. J58)

Abb. J58 – Normale Schutzmaßnahmen

Der Erdungswiderstand vom Neutralleiter R1, der für die Erdung der Masten verwendet wird, hat einen geringeren Widerstand als der Erdungswiderstand R2 für die elektrische Anlage.

Der Blitzstoßstrom fließt auf dem einfachsten Weg direkt durch den Stromkreis ABCD zur Erde. Er durchläuft die in Serie geschalteten Varistoren V1 und V2 und führt im ungünstigsten Fall zu einer Spannungsdifferenz in zweifacher Höhe Up der SPDs (Up1 + Up2) an den Anschlusspunkten A und C.

Um die Lasten sicher zwischen Außenleiter und N zu schützen, muss die Differenzspannung (zwischen A und C) reduziert werden.

Aus diesem Grund wurde eine andere Anordnung der SPDs gewählt (s. Abb. J59).

Abb. J59 – Kombination von normalen und zusätzlichen Schutzmaßnahmen

Der Blitzstoßstrom fließt, aufgrund der geringeren Impedanz gegenüber Stromkreis ABCD, direkt durch den Stromkreis ABH, da die eingesetzten Betriebsmittel zwischen B und H keine Impedanz haben (Gasentladungsröhren).

In diesem Fall ist die Differenzspannung gleich der Restspannung der SPD (Up2).


Bewertung des Überspannungsrisikos für die zu schützende Anlage

Um die Art des von einer elektrischen Anlage benötigten Überspannungsschutzes zu bestimmen, empfehlen wir das folgende vereinfachte Risikobewertungsverfahren (Ausführliche Risikoanalysen siehe IEC 62305-2 (VDE 0185-305-2)).

Es berücksichtigt einerseits die standortspezifischen Kriterien und andererseits die Kenndaten der Verbraucher in der zu schützenden Anlage.

Allgemeines Prinzip

Folgende Elemente sollten bei der Bewertung von Risiken berücksichtigt werden:

  • Das Risiko, dass das Gebiet von Blitzen getroffen wird.
  • Die Art des Energieverteilungs- und Telefonnetzes.
  • Die Topographie des Gebietes.
  • Das Vorhandensein eines Blitzableiters.
  • Die Art der zu schützenden Betriebsmittel.
  • Bemessungs-Stehstoßspannung der elektrischen Betriebsmittel.

Zwei Diagnosen können mit Hilfe dieser Elemente erstellt werden: eine Diagnose der zu schützenden Betriebsmittel/Verbraucher und eine Diagnose des zu schützenden Standorts.


Diagnose der zu schützenden Betriebsmittel/Verbraucher

Diese ergibt sich aus folgender Gleichung:

R = S + C + I (siehe Abb. J60)

wobei:

R: Verbraucherrisiko

S: Festigkeit der Betriebsmittel gegen transiente Überspannungen

C: Betriebsmittelkosten

I: Nichtverfügbarkeit von Betriebsmitteln und den damit verbundenen Einschränkungen

  • Festigkeit der Betriebsmittel

Die Festigkeit der Betriebsmittel gegen transiente Überspannungen hängt von der Überspannungskategorie der zu schützenden Geräte (Ui) ab:

S = 1 S = 2 S = 3
Geräte mit hoher Bemessungs-Stehstoßspannung (4 kV) Geräte mit normaler Bemessungs-Stehstoßspannung (2,5 kV) Geräte mit niedriger Bemessungs-Stehstoßspannung (1,5 kV)
Verteiler
Steckdosen, Motoren, Transformatoren,usw.
Alle elektrischen Haushaltsgeräte Geschirrspüler, Kühlschränke, Öfen, tragbare Werkzeuge Geräte für elektronische Schaltkreise, Fernseher, HIFI-Anlagen, Videorecorder, Alarme, Computer und Telekommunikation
  • Betriebsmittelkosten
C = 1 C = 2 C = 3
Niedrige Kosten Durchschnittliche Kosten Hohe Kosten
< 2.000 Euro 2.000 bis 20.000 Euro > 20.000 Euro
  • Nichtverfügbarkeit von Betriebsmitteln und den damit verbundenen Einschränkungen

Sie akzeptieren:

I = 1 I = 2 I = 3
Vollständige Betriebsunterbrechung (geringe finanzielle Auswirkungen) Teilweise Betriebsunterbrechung (akzeptierbare finanzielle Auswirkungen) Keine Betriebsunterbrechung (nicht akzeptierbare finanzielle Auswirkungen)

Abb. J60: Berechnung des Verbraucherrisikos, R = S + C + I

Diagnose des zu schützenden Standorts

Diese ergibt sich aus folgender Gleichung:

E = Ng (1 + NS + HS + d) (siehe Abb. J61)

wobei:

Ng: Blitzschlagsdichte (Anzahl von Einschlägen/km2/Jahr).

Die Blitzschlagsdichte lässt sich einer Karte entnehmen, auf der das spezielle Wetterdienstnetz abgebildet ist. Wenn Sie nur die Zahl für die Gewitterhäufigkeit (Nk) finden (Anzahl von Tagen mit Blitzschlag pro Jahr), können Sie die Blitzschlagsdichte aus der Gleichung Ng = Nk/20 errechnen.


Abb J62.svg

NS: Die Länge der blanken oder isolierten Niederspannungs-Versorgungsleitungen der Anlage in Kilometern.

HS: Parameter, der vom Hochspannungsnetz abhängt, das die HS/NS-Umspannstation versorgt.

d: Koeffizient, der den Standort der Freileitung und der Anlage berücksichtigt.

NS: Länge der blanken oder isolierten Kabel, die die Anlage versorgen, in Kilometern

NS = 0 NS = 0,2 NS = 0,4 NS = 0,6 NS = 0,8 NS = 1
Erdkabel
oder
isolierte
Kabel
L = 100-199 m L = 200-299 m L = 300-399 m L = 400-499 m L > 500 m
Länge der Niederspannungs-Freileitung Abb J64.png

HS: Parameter in Abhängigkeit vom HS-Netz, das die HS/NS-Umspannstation versorgt

HS = 0 HS = 1
Stromversorgung durch
HS/NS-Umspannstation
über Erdkabel
Stromversorgung durch
HS/NS-Umspannstation
hauptsächlich über Freileitungen Abb J65.png

d: Koeffizient, der den Standort der Freileitung und der Anlage berücksichtigt

d d = 0 d = 0,5 d = 0,75 d = 1
Standort von
Gebäuden,
HS-, NS- oder
Kommunikations-
leitungen
Vollständig von
hohen Objekten
umgeben
Mehrere
nahegelegene
hohe Objekte
Offenes oder
flaches Land
Auf einem Hügel,
in Wassernähe
in den Bergen,
in der Nähe
eines Blitzableiters

Abb. J61: Aufbau des NS-Versorgungsnetzes, E = Ng (1 + NS + HS + d)

Bemessungs-Stehstoßspannung

Überspannungsschutzgeräte, die für den Schutz gegen Spannungsstöße durch Gewitter vorgesehen sind, schützen auch gegen Bemessungs-Stehstoßspannung von Betriebsmitteln.

Blitzableiter

Das Risiko von Spannungsstößen am Standort ist erhöht, wenn sich auf einem bis zu 50 m hohem Gebäude oder in der Umgebung ein Blitzableiter befindet.

Hinweis: Ein Objekt mit 20 Metern Höhe wie z.B. ein Fabrikschornstein, ein Baum oder ein Mast haben den gleichen Effekt wie ein Blitzableiter; Die Norm VDE 0185-100 empfiehlt die Montage eines Überspannungsableiters in der Niederspannungsanlage, wenn am zu schützenden Standort ein Blitzableiter vorhanden ist.

Auswirkungen von Blitzeinschlägen auf typische bauliche Anlagen

Art der baulichen Anlage
entsprechend ihrer
Funktion und/oder Inhalte
Auswirkungen von Blitzen
Wohnhaus Durchschlag der elektrischen Anlage, Brand sowie Materialschäden.

Schäden sind üblicherweise auf die Objekte begrenzt,
in die der Blitz eingeschlagen hat
oder die auf dem Weg des Blitzstromes liegen.

Ausfälle von elektrischen und elektronischen
Betriebsmitteln und installierten Systemen
(Fernsehgeräte, Rechner, Modems, Telefone usw.).

Bauernhof Primäres Risiko durch Brand und gefährliche
Schrittspannungen sowie Materialschäden.
Sekundäres Risiko durch Ausfall der Elektroenerie,
Lebensgefahr für den Viehbestand durch Ausfall
der elektronischen Steuerung für
Lüftung und Fütterungsanlagen usw.
Theater, Hotel, Schule,
Warenhaus, Sportplatz
Beschädigung der elektrischen Anlage
(z.B. elektrische Beleuchtung),
die Panik auslösen kann.
Ausfall der Brandmeldeanlagen,
welches zu verspäteten Feuerlöschmaßnahmen führt.
Bank, Versicherung,
Handelsgesellschaft usw.
Wie oben, zusätzlich Probleme, die sich durch Ausfall
von Kommunikationseinrichtungen und Rechnern
sowie durch Datenverlust ergeben.
Krankenhaus, Pflegeheim
Gefängnis
Wie oben, zusätzlich Probleme, die sich aus der
intensiven Pflege von Personen und den Schwierig-
keiten bei der Bergung hilfloser Personen ergeben.
Industrie Zusätzliche Auswirkungen, abhängig vom Inhalt
der Fabriken, die von vernachlässigbaren bis zu
unzulässigen Schäden und dem Ausfall der Produktion reichen.
Museen und archäolo-
gische Stätten, Kirchen
Verluste von unersetzlichem Kulturgut.
Telekommunikation,
Kraftwerksanlage
Unannehmbarer Verlust von Dienstleistungen
für die Öffentlichkeit.
Pyrotechnikfabrik,
Munitionsfabrik
Folgeauswirkungen von Brand und Explosion
für die Anlage und ihre Umgebung.
Chemieanlagen,
Raffinerien, Kernkraftwerke,
Biochemische Laboratorien
und Anlagen
Brand und Fehlfunktion der Anlage
mit schädlichen Folgen für die örtliche und
globale Umwelt.

Abb. J62: Auswirkungen von Blitzeinschlägen auf typische bauliche Anlagen gemäß IEC 62305-1 (VDE 0185-305-1)

Auswirkungen von Blitzeinschlägen auf typische Versorgungsleitungen

Art der Versorgungs-
leitungen
Auswirkungen von Blitzen
Telekommunikations-
leitungen
Mechanische Schäden an der Leitung,
Schmelzen von Schirmen und Leitern,
Durchschlag der Isolierung von Kabeln
und Betriebsmitteln führen zu einem Primärausfall
mit unmittelbarem Ausfall
der Versorgungsleitung.
Sekundärausfall an Lichtwellenleiter-Kabeln
mit Beschädigung des Kabels, jedoch ohne Ausfall der
Versorgungsleitung.
Stromversorgungsleitungen Schäden an Isolatoren von Niederspannungs-Freileitungen,
Durchschlag der Isolierung von Leitungseinrichtungen
und Transformatoren mit nachfolgendem Ausfall der
Versorgungsleitung.
Wasserrohre Schäden an elektrischen und elektronischen Steuereinrichtungen,
die wahrscheinlich zu einem Ausfall der Versorgungsleitung führen.
Gasrohre, Kraftstoffrohre Durchschlag nichtmetallener Flanschdichtungen, die möglicher weise Brand und/oder Explosion verursachen.
Schäden an elektrischen und elektronischen Steuereinrichtungen,
die wahrscheinlich zu einem Ausfall der Versorgungsleitung führen.

Abb. J63: Auswirkungen von Blitzeinschlägen auf typische Versorgungsleitungen gemäß IEC 62305-1 (VDE 0185-305-1)

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