Kapitel F

Schutz gegen elektrischen Schlag und elektrische Brände


Schutz bei indirektem Berühren im TN System: Unterschied zwischen den Versionen

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*den Querschnitt der Außenleiter und Schutzleiter  
*den Querschnitt der Außenleiter und Schutzleiter  
*das Erdungssystem (siehe '''Abb. F49''' auf Seite F29)  
*das Erdungssystem (siehe '''Abb. F49''' auf Seite F29)  
*die Auslösecharakteristik des Leitungsschutzschalters (d.h. B, C oder D)<sup>(1)</sup>
*die Auslösecharakteristik des Leitungsschutzschalters (d.h. B, C oder D)<ref name="Ref2"/>


Die Tabellen können für 230/400 V-Netze verwendet werden.  
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<ref name="Ref2"> Die Definition der Leistungsschalterausführungen B, C und
D finden Sie in Kapitel H, Abschnitt 4.2.</ref>
</references>


=== Beispiel  ===
=== Beispiel  ===

Version vom 6. November 2013, 02:55 Uhr


Es werden im Allgemeinen drei Berechnungs-methoden verwendet:

  • die Impedanzenmethode auf Grundlage der trigonometrischen Addition der Widerstände und Induktivitäten des Systems,
  • die Zusammensetzungsmethode,
  • die konventionelle Methode auf Grundlage eines angenommenen Spannungsfalls und der Verwendung entsprechender Tabellen.

Methoden zur Bestimmung von Kurzschlussstromwerten

In TN-Systemen hat ein Fehler gegen Erde grundsätzlich immer einen Strom zur Folge, dessen Stärke fast immer zur Auslösung einer Überstromschutzeinrichtung führt.

Die Quellen- und Versorgungsnetzimpedanzen sind viel niedriger, als die der An-lagenstromkreise, so dass die Fehlerströme gegen Erde hauptsächlich durch die Anlagenleiter begrenzt werden (lange flexible Geräteleitungen erhöhen die Fehler-schleifenimpedanz stark und reduzieren entsprechend den Kurzschlussstrom).

Die neuesten IEC-Empfehlungen zum Schutz gegen indirektes Berühren in TN-Systemen beziehen sich auf die maximal zulässigen Auslösezeiten im Verhältnis zur System-Nennspannung (siehe Abbildung F12 in Abschnitt 3.3).

Hintergrund dieser Empfehlungen ist die Tatsache, dass der notwendige Strom zur Potentialerhöhung eines berührbaren leitfähigen Teils auf 50 V oder mehr in TN-Systemen so hoch ist, dass eine der folgenden Möglichkeiten eintritt:

  • entweder der Fehler wird praktisch unverzögert von selbst behoben
  • oder der Leiter beinhaltet einen Dauerfehler und liefert einen für die Auslösung der Überstromschutzeinrichtungen ausreichenden Stromwert.

Um in letzterem Fall die fehlerfreie Funktion von Überstromschutzgeräten sicherzustellen, müssen die Erdschlussstromwerte in der Planungsphase eines Projektes entsprechend genau eingeschätzt und festgelegt werden.

Für eine genauere Analyse ist für jeden betreffenden Stromkreis eine Außenleitermessung durchzuführen. Dieses Prinzip ist unkompliziert, jedoch ist der Berechnungsaufwand nicht gerechtfertigt, besonders weil eine ausreichend genaue Bestimmung der Nullimpedanzen in einer durchschnittlichen NS-Anlage sehr schwierig ist.

Es werden andere einfachere Methoden bevorzugt, die zu ausreichend genauen Ergebnissen führen. Drei praktische Methoden sind:

  • Die „Impedanzenmethode” auf Grundlage der Summierung aller Impedanzen (nur der Mitimpedanzen) in der Fehlerschleife (für jeden Stromkreis).
  • Die „Zusammensetzungsmethode” beinhaltet die Schätzung des Kurzschlussstromes am entfernten Schleifenende, wenn der Kurzschlussstromwert am naheliegenden Schleifenende bekannt ist.
  • Die „konventionelle Methode” zur Berechnung der minimalen Erdfehlerstrom-werte mit Hilfe von Wertetabellen für den schnellen Erhalt von Ergebnissen.

Diese Methoden sind nur dann zuverlässig, wenn die Leitungen der Erdfehlerschleife nah beieinanderliegen und nicht durch ferromagnetische Werkstoffe getrennt sind.


Eine modernere Berechnungsmethode ist die Verwendung einer Software, die auf der Impe-danzenmethode basiert, wie z.B. Ecodial 3.

Impedanzenmethode

Nach dieser Methode werden die Mitimpedanzen jedes Elementes im Erdfehler-schleifenstromkreis (Leitungen, PE-Leiter, Transformator usw.) addiert. Aus der Summe wird der Erdfehlerstrom mit Hilfe der folgenden Formel berechnet:
[math]\displaystyle{ I_d=\frac{Uo}{\sqrt{\left ( \sum R \right )^2 + \left ( \sum X \right )^2 }} }[/math] 
wobei gilt:

(ΣR)2: (Summe aller Widerstände in der Schleife))2 in der Planungsphase des Projektes

(ΣX)2: (Summe aller Induktivitäten in der Schleife))2 und

U0: Bemessungsspannung zwischen Außenleiter und Neutralleiter.

Die Anwendung dieser Methode ist nicht immer einfach, denn sie setzt die Kenntnis aller Parameterwerte und Kenndaten der Schleifenelemente voraus. In einigen Fällen können typische Schätzwerte nationalen Leitfäden entnommen werden.


Zusammensetzungsmethode

Diese Methode ermöglicht die Bestimmung des Kurzschlussstromes am entfernten Schleifenende mit Hilfe des bekannten Kurzschlussstromwertes am naheliegenden Schleifenende. Dabei wird folgende Formel verwendet:

wobei gilt:

IKmax: vorgelagerter Kurzschlussstrom

IK: Kurzschlussstrom am Schleifenende

Ur: Bemessungsspannung zwischen den Außenleitern

Zs: Impedanz der Fehlerschleife

Hinweis: Nach dieser Methode werden die einzelnen Impedanzen arithmetisch(1) addiert (im Gegensatz zur vorherigen „Impedanzenmethode”).


Konventionelle Methode

Mit dieser Methode können im Allgemeinen die maximalen Leitungslängen recht genau festgelegt werden.

Prinzip

Diese Methode zur Berechnung des Kurzschlussstromes beruht auf der Annahme, dass die Spannung an der Einspeisung des betreffenden Stromkreises (d.h. an der Stelle, an der sich das Schutzgerät des Stromkreises befindet) gleich 80 % oder mehr der Nennspannung der Anlage beträgt. Der Wert 80 % wird, zusammen mit der Schleifenimpedanz des Stromkreises, zur Berechnung des Kurzschlussstromes verwendet.

Dieser Faktor berücksichtigt alle dem betrachteten Punkt vorgelagerten Spannungs-fälle. In NS-Leitungen befinden sich normalerweise alle Leiter eines dreiphasigen, vieradrigen Stromkreises nah beieinander und die leiterinterne Induktivität sowie die Induktivität zwischen den Leitern sind, verglichen mit dem Leitungswiderstand, ver-nachlässigbar klein.

Diese Näherung gilt für Leitungsquerschnitte bis 120 mm2.

Bei größeren Leitungsquerschnitten erhöht sich der Widerstandswert R wie folgt:

Leitungsquerschnitt (mm2) Widerstandswert
S = 150 mm2 R+15%
S = 185 mm2 R+20%
S = 240 mm2 R+25%


Die maximale Leitungslänge in einem Stromkreis einer Anlage mit TN-Erdungs-schema wird mit folgender Formel berechnet:
[math]\displaystyle{ Lmax=\frac{0.8\ Uo\ Sph}{\rho \left ( 1+m \right )Ia} }[/math] 

wobei gilt:

Lmax: max. Länge (m)

Uo: Bemessungsspannung zwischen Außenleiter und Neutralleiter

ρ: Leiterwiderstand bei Normaltemperatur in Ohm-mm)2: /m

(= 22,5 x 10-3 für Kupfer; = 36 x 10-3 für Aluminium)

Ia: Auslösestrom für eine unverzögerte Leistungsschalterauslösung oder

Ia: Auslösestrom der betreffenden Schutzsicherung (für eine Auslösung innerhalb der festgelegten Zeit).

[math]\displaystyle{ m=\frac{S_{ph}}{S_{PE}} }[/math]

Sph: Querschnitt der Außenleiter des betreffenden Stromkreises in mm2

SPE: Querschnitt des betreffenden Schutzleiters in mm2 (siehe Abb. F43).


Tabellen

Die folgenden Tabellen sind auf TN-Systeme anwendbar und wurden entsprechend der oben beschriebenen „konventionellen Methode” erstellt.

Die Tabellen enthalten die maximalen Leitungslängen. Bei größeren Längen begrenzen die Ohmschen Leiterwiderstände den Kurzschlussstrom auf einen Wert, der unter dem Auslöseansprechwert des den Stromkreis schützenden Leistungsschalters liegt (oder dem Schmelzintegral der Sicherung). Dann erfolgt die Auslösung nicht schnell genug, um den Schutz gegen indirektes Berühren sicherzustellen.

Korrekturfaktor m

Abb. F44 enthält den auf die Werte den Abbildungen F45 bis F48 auf den nächsten Seiten anzuwendenden Korrekturfaktor (entsprechend dem Faktor Sph/SPE, dem Stromkreistyp und der Leiterwerkstoffe).

Die Tabellen berücksichtigen:

  • den Schutzgerätetyp: Leistungsschalter, Leitungsschutzschalter oder Sicherungen
  • den Auslösestromwert
  • den Querschnitt der Außenleiter und Schutzleiter
  • das Erdungssystem (siehe Abb. F49 auf Seite F29)
  • die Auslösecharakteristik des Leitungsschutzschalters (d.h. B, C oder D)[1]

Die Tabellen können für 230/400 V-Netze verwendet werden.

Die entsprechenden Tabellen für den Schutz durch Leistungsschalter von Schneider Electric vom Typ Compact und Leitungsschutzschalter vom Typ Acti 9 finden Sie in den entsprechenden Katalogen dieser Schaltgeräte.


Stromkreis
 
Leiterwerkstoff m = Sph/SPE (oder PEN)
m = 1 m = 2 m = 3 m = 4
3P + N oder P + N Kupfer 1 0,67 0,50 0,40
Aluminium 0,62 0,42 0,31 0,25

Abb. F44: Anzuwendender Korrekturfaktor auf die in den Tabellen F45 bis F48 angegebenen Längen für TN-Systeme.


Schutz von Stromkreisen durch Leistungsschalter für allgemeine Anwendungen (Abb. F45)


Nennquerschnitt der
Leiter
Unverzögerter oder kurzzeitverzögerter Auslösestrom Im (Isd) (A)
mm2 50 63 80 100 125 160 200 250 320 400 500 560 630 700 800 875 1000 1120 1250 1600 2000 2500 3200 4000 5000 6300 8000 10000 12500
1.5 100 79 63 50 40 31 25 20 16 13 10 9 8 7 6 6 5 4 4                    
2.5 167 133 104 83 67 52 42 33 26 21 17 15 13 12 10 10 8 7 7 5 4                
4 267 212 167 133 107 83 67 53 42 33 27 24 21 19 17 15 13 12 11 8 7 5 4            
6 400 317 250 200 160 125 100 80 63 50 40 36 32 29 25 23 20 18 16 13 10 8 6 5 4        
10     417 333 267 208 167 133 104 83 67 60 53 48 42 38 33 30 27 21 17 13 10 8 7 5 4    
16         427 333 267 213 167 133 107 95 85 76 67 61 53 48 43 33 27 21 17 13 11 8 7 5 4
25             417 333 260 208 167 149 132 119 104 95 83 74 67 52 42 33 26 21 17 13 10 8 7
35               467 365 292 233 208 185 167 146 133 117 104 93 73 58 47 36 29 23 19 15 12 9
50                 495 396 317 283 251 226 198 181 158 141 127 99 79 63 49 40 32 25 20 16 13
70                       417 370 333 292 267 233 208 187 146 117 93 73 58 47 37 29 23 19
95                           452 396 362 317 283 263 198 158 127 99 79 63 50 40 32 25
120                               457 400 357 320 250 200 160 125 100 80 63 50 40 32
150                                 435 388 348 272 217 174 136 109 87 69 54 43 35
185                                   459 411 321 257 206 161 128 103 82 64 51 41
240                                       400 320 256 200 160 128 102 80 64 51

Abb. F45: Maximale Leitungslängen (in m) für verschiedene Kupferleiterquerschnitte und unverzögerte Auslösestromwerte für Leistungsschalter für allgemeine Anwendungen in einem 230/240 V TN-System mit m = 1.


Schutz von Stromkreisen durch die Leistungsschalter vom Typ Compact (1) oder Leitungsschutzschalter vom Typ Acti 9 (1) für industrielle Anwendungen oder Haushaltinstallation (Abb. F46 bis Abb. F48)


Sph Bemessungsstrom (A)
mm2 1
2  3 4  6 10 16  20 25 32 40  50 63 80 100 125
1,5 1200 600 400  300  200 120 75
2,5   1000 666 500  333 200 125 100  80
4      1066  800 533 320 200 160 128 100
6       1200 800  480 300 240 192 150 120
10              800 500 400  320 250 200 160  
16                  800 640 512 400  320  256  203 160
25                        800 625 500 400 317 250 200
35                             875 700  560 444  350 280 224 
50                                 760  603 475 380 304


Abb. F46: Maximale Leitungslängen (in m) für verschiedene Kupferleiterquerschnitte und Bemessungsströme für Leistungsschalter Typ B (2) in einem 1- oder 3-phasigen 230/240 V-TN-System mit m = 1.


Sph Bemessungsstrom (A)
mm2 1
2  3 4  6 10 16  20 25 32 40  50 63 80 100 125
1,5 600 300 200 150 100 60 37
2,5   500 333 250 167 100 62 50  40
4      533 400  267 160 100 80 64  50
6       600 400  240 150 120 96 75 60
10           677 400 250 200  160 125 100 80
16                 640 400 320 256 200  160  128 101 80
25                    625 500 400 312 250 200 159  125 100  
35                      875  700 560 437 350  280 222  175 140 112 
50                          760 594 475 380  301  237 190 152 

Abb. F47: Maximale Leitungslängen (in m) für verschiedene Kupferleiterquerschnitte und Bemessungsströme für Leistungsschalter Typ C (2) in einem 1- oder 3-phasigen 230/240 V-TN-System mit m = 1.


Sph Bemessungsstrom (A)
mm2 1
2  3 4  6 10 16  20 25 32 40  50 63 80 100 125
1,5 429 214 143 107 71 43  27
2,5 714 357 238 179  119 71  45  36  29
4   571 381  286  190 114  71  80 46 36 
6   857 571 429 286 171  107  120  69  54  43 
10       952 714 476 284  179  200  114  89  71  57 
16                762 457  286  320 183 143  114  91  73  57 
25                714 446 500 286  223  179  143  113  89  71
35                   625 700 400 313  250  200  159  125  80 100
50                      848 543 424 339 271  215  170  136 109

Abb. F48: Maximale Leitungslängen (in m) für verschiedene Kupferleiterquerschnitte und Bemessungsströme für Leistungsschalter Typ D(1) in einem 1- oder 3-phasigen 230/240 V-TN-System mit m = 1.



  1. ^ Die Definition der Leistungsschalterausführungen B, C und D finden Sie in Kapitel H, Abschnitt 4.2.

Beispiel

Es handelt sich um eine vieradrige Drehstromanlage (230/400 V) im TN-C-System. Ein Stromkreis wird durch einen Leitungsschutzschalter Typ B mit einem Bemes-sungsstrom von 63 A geschützt. Die Leiter sind aus Aluminium, der Außenleiter-querschnitt beträgt 50 mm2 und kombiniertem Schutz- und Neutralleiter (PEN) mit einem Querschnitt von 25 mm2.

Bis zu welcher Leitungslänge ist der Schutz von Personen gegen indirektes Berühren durch das unverzögerte magnetische Auslöserelais des Leistungsschalters gewähr-leistet?

Abbildung F46 gibt für einen Leiterquerschnitt von 50 mm2 und einen Leistungs-schalter Typ B für 63 A eine Länge von 603 m an. Auf diesen Wert ist der Faktor 0,42 anzuwenden (Abbildung F44 für [math]\displaystyle{ m=\frac{S_{ph}}{S_{PE}}=2 }[/math]).

Die maximale Leitungslänge beträgt daher:

603 m x 0,42 = 253 m.


Spezieller Fall: Die berührbaren leitfähigen Teile sind mit einem separaten Erdungsanschluß verbunden.

Der Schutz gegen indirektes Berühren muss durch ein Schaltgerät mit Fehlerstrom-schutz gewährleistet sein, das sich an der Einspeisung jedes Stromkreises befindet, der ein Gerät oder eine Gerätegruppe versorgt, deren berührbare leitfähige Teile mit einem separaten Erdungsanschluss verbunden sind.

Die Empfindlichkeit des Schaltgerätes mit Fehlerstromschutz muss auf den Wider-stand des Erdungsanschlusses abgestimmt sein (RA2 in Abb. F49). Siehe entspre-chende Angaben zu TT-Systemen.

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