Voraussichtlicher max. Scheinleistungsbedarf: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 25. September 2013, 10:37 Uhr
Voraussichtlicher max. Scheinleistungsbedarf
Erfahrungsgemäß zeigt sich, dass die einzelnen Verbraucher nicht ständig mit ihrer Bemessungsleistung betrieben werden und sich auch sicherlich nicht immer alle zum gleichen Zeitpunkt in Betrieb befinden. Mit Hilfe der Faktoren ku und ks lässt sich der tatsächliche maximale Wirk- und Scheinleistungsbedarf zur Dimensionierung der Anlage bestimmen.
Maximaler Verwendungsfaktor (ku)
Unter normalen Betriebsbedingungen ist die Leistungsaufnahme eines Verbrauchers mitunter niedriger, als aufgrund seiner Bemessungsleistung zu erwarten wäre. Hierbei handelt es sich um ein durchaus bekanntes Phänomen, das zur Veranschlagung realistischer Werte in Form des Verwendungsfaktors (ku) berücksichtigt wird.
Dieser Faktor ist bei jedem einzelnen Verbraucher anzusetzen und zwar insbesondere bei Elektromotoren, die nur äußerst selten bei Volllast betrieben werden.
In Industrieanlagen kann für Motoren ein Pauschalwert von 0,75 angesetzt werden. Für Leuchtstofflampen gilt grundsätzlich der Faktor 1.
Bei Steckdosenverteilungen hängen die anzusetzenden Faktoren ausschließlich von den jeweils versorgten Geräten ab.
Gleichzeitigkeitsfaktor (ks)
Erfahrungsgemäß sind die Verbraucher einer Anlage nie alle gleichzeitig in Betrieb, d.h. es ist immer eine gewisse Individualität gegeben, der bei der Beurteilung in Form des Gleichzeitigkeitsfaktors (ks) Rechnung getragen wird.
Der Faktor ks wird auf jede Gruppe von Verbrauchern angewendet (z.B. Verbraucher, die über eine Haupt- oder Unterverteilung bzw. einen Schienenverteiler versorgt werden). Die Festlegung dieser Faktoren obliegt der Zuständigkeit des Anlagenplaners, da hierfür detaillierte Kenntnis der Anlage sowie der Bedingungen erforderlich ist, unter denen die einzelnen Stromkreise genutzt werden. Aus diesem Grund ist die Angabe exakter Werte für allgemeine Anwendungen nicht möglich.
Gleichzeitigkeitsfaktor (ks) für ein Appartementhaus
Einige der für diese Gebäudeart typischen Werte finden Sie in Abbildung A10 (auf der nächsten Seite) für Privatkunden beschrieben, die mit 230/400 V (3-phasig, 4-Leiter/5-Leiter) versorgt werden. Für Kunden mit Wärmespeicher-Raumheizung wird unabhängig von der Anzahl an Verbrauchern ein Faktor von 0,8 empfohlen.
Anzahl abgangsseitiger Verbraucher | Gleichzeitigkeits-faktor (ks) |
---|---|
2 bis 4 | 1 |
5 bis 9 | 0,78 |
10 bis 14 | 0,63 |
15 bis 19 | 0,53 |
20 bis 24 | 0,49 |
25 bis 29 | 0,46 |
30 bis 34 | 0,44 |
35 bis 39 | 0,42 |
40 bis 49 | 0,41 |
50 und mehr | 0,40 |
Abb. A10: Gleichzeitigkeitsfaktoren in einem Appartementhaus
Beispiel (siehe Abb. A11):
Fünfgeschossiges Appartementhaus mit 25 Verbrauchern und einer installierten Last von je 6 kVA.
Die Gesamtlast des Gebäudekomplexes ist: 36 + 24 + 30 + 36 + 24 = 150 kVA
Daraus ergibt sich ein Scheinleistungsbedarf von: 150 x 0,46 = 69 kVA
Aus Abbildung A10 sind die Ströme in verschiedenen Bereichen der Hauptspeise-leitung für alle Geschosse ersichtlich. Bei Steigleitungen, die vom Erdgeschoss bis zu den oberen Stockwerken durchgeführt werden, kann bei richtiger Wahl und Dimensionierung der Schutzeinrichtung der Leiterquerschnitt sukzessiv reduziert werden. Üblicherweise wird der Leiterquerschnitt alle drei Stockwerke geändert.
In diesem Beispiel beträgt der Strom auf der Steigleitung auf Erdgeschossebene:
[math]\displaystyle{ \frac{150\times0,46\times10^3}{400\sqrt3}=100A }[/math]
und der Strom im dritten Stock:
[math]\displaystyle{ \frac{\left(36+24\right)\times0,63\times10^3}{400\sqrt3}=55A }[/math]
Gleichzeitigkeitsfaktor entsprechend der Stromkreisfunktion
Abbildung A12 zeigt ks-Faktoren, die für Stromkreise mit üblichen Verbrauchern angesetzt werden können.
Stromkreisfunktion | Gleichzeitigkeitsfaktor (ks);(ks) | ||
---|---|---|---|
Beleuchtung | 1 | ||
Heizung, Klimanlage | 1 | ||
Wandsteckdosen | 0,1 to 0,2 [1] | ||
10 und mehr | 0,6 | ||
Lifts, Warenaufzüge[2] |
|
1 |
[1] In Einzelfällen – besonders bei Industrieanlagen – kann der Faktor höher sein.
[2] Der zu berücksichtigende Strom entspricht dem Motorbemessungsstrom plus einem Drittel des Anlaufstromes.
Abb. A12: Gleichzeitigkeitsfaktoren entsprechend der Stromkreisfunktion