Verriegelungen und Schaltbedingungen

Aus Planungskompendium Energieverteilung
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Die mechanischen und elektrischen Verriegelungen sind in speziellen Geräten oder in den Steuerstromkreisen der in der Umspannstation installierten Anlagen integriert. Sie schützen gegen eine nichtkorrekte Schaltfolge durch das Bedienpersonal.

Ein mechanischer Schutz zwischen den Funktionen von separaten Geräten (z.B.  Schaltanlage und Transformator) ist durch Schlüsselverriegelung gewährleistet.

Ein Verriegelungsplan soll nichtkorrekte Schaltvorgänge verhindern. Einige solcher Schaltvorgänge würden zu einer Gefahr für das Bedienpersonal führen, einige andere würden nur zu einer elektrischen Störung führen.

Basisverriegelung

Verriegelungsfunktionen können in eine vorhandene Funktionseinheit integriert wer- den. Einige dieser Funktionen sind gemäß der IEC 62271‑200 (VDE 0671-200) ob-ligatorisch, einige andere Funktionen sind kundenseitig wählbar. Der Zugang zum Inneren eines HS-Schaltfeldes erfordert z.B. einige Schaltvorgänge, die in einer vor-gegebenen Reihenfolge durchgeführt werden müssen. Diese Schaltvorgäng müssen in umgekehrter Reihenfolge durchgeführt werden, um den Anfangszustand des Sys-tems wieder herzustellen. Einwandfreie Schaltabläufe oder spezielle Verriegelungen können gewährleisten, dass die erforderlichen Schaltvorgänge in der richtigen Reihenfolge durchgeführt werden. Dann wird ein solcher zugänglicher Raum als „verriegelungsgesteuert zugänglich” oder „verfahrensabhängig zugänglich” einge-ordnet. Auch für Anwender mit klar definiertem Schaltablauf können Verriegelungen eine zusätzliche Hilfe zur Gewährleistung der Bedienersicherheit darstellen.

Schlüsselverriegelung

Abgesehen von den in einer vorhandenen Funktionseinheit verfügbaren Verriege-lungen (siehe auch 4.2), beruht die am weitesten verbreitete mechanische Ab-schließ-/Verriegelungsform auf der Schlüsselverriegelung.

Eine oder mehrere Schalthandlungen müssen ent- oder verriegelt werden, je nach- dem ob die erforderlichen Bedingungen erfüllt sind oder nicht.

Diese Bedingungen können in einzelne und obligatorische Schaltfolgen integriert werden, wodurch die Personen- und Anlagensicherheit durch Vermeidung einer nichtkorrekten Schaltfolge gewährleistet ist.

Die Nichtbeachtung der korrekten Schaltfolge kann in jedem Fall ernste Konsequen-zen für das Bedienpersonal und für die betreffende Anlage haben. Hinweis: Die Erstellung eines Verriegelungsplans ist in der Planungsphase einer HS/NS-Umspannstation von großer Bedeutung. Somit werden die betreffenden An-lagenteile während der Herstellung angemessen bestückt und die Kompatibilität der Schlüssel und Abschließvorrichtungen ist gewährleistet.

Betriebskontinuität

Für eine vorhandene Schaltanlage bilden die Festlegung der zugänglichen Räume und deren Zugangsbedingungen die Grundlage der Klassifikation „Verlust der Be- triebskontinuität” gemäß der IEC 62271‑200 (VDE 0671-200). Die Verwendung von Verriegelungen oder nur die Einhaltung eines korrekten Schaltablaufes haben keinen Einfluss auf die Betriebskontinuität. Nur der unter normalen Betriebsbedin-gungen erforderliche Zugang zu einem vorhandenen Schaltanlagenteil führt zu Ein-schränkungen, die sich mehr oder weniger stark auf die Kontinuität des elektrischen

Verteilungsprozesses auswirken können.

Verriegelungen in Umspannstationen

In einem HS/NS-Verteilnetz mit:

  • einem einzigen Einspeise-HS-Schaltfeld oder zwei Einspeiseschaltfeldern (von Paralleleinspeisungen) oder zwei Einspeise-/Abgangsringkabelanlagen,
  • einem Schalt- und Schutzgeräteschaltfeld für den Transformator, das einen Lasttrennschalter mit HH-Sicherungen und einen Erdungsschalter oder einen Leistungsschalter mit einem Erdungsschalter enthalten kann,
  • einem Transformatorraum.

Die Verriegelungen ermöglichen Schaltvorgänge und den Zugang zu verschiedenen Schaltfeldern unter folgenden Bedingungen:

In einzelne Funktionseinheiten integrierte Standardverriegelungen

  • Betätigung des Lasttrennschalters
    • wenn die Schaltfeldtür geschlossen und der angeschlossene Erdungsschalter geöffnet ist.
  • Betätigung des Lasttrennschalters des Transformatorschaltfeldes
    • wenn die Schaltfeldtür geschlossen ist und
    • wenn der Leistungsschalter geöffnet und der (die) Erdungsschalter geöffnet ist (sind).
  • Schließen eines Erdungsschalters
    • wenn der (die) angeschlossene(n) Lasttrennschalter geöffnet(1) ist (sind).
  • Zugang zu jedem Schaltfeld bei festgelegten Verriegelungen
    • wenn der Lasttrennschalter für den Raum geöffnet ist und der (die) Erdungs-schalter für den Raum geschlossen ist (sind).
  • Schließen der Tür jedes zugänglichen Raumes bei festgelegten Verriegelungen
    • wenn der (die) Erdungsschalter für den Raum geschlossen ist (sind).

Verriegelungen der Funktionen mehrerer Funktionseinheiten oder separater Geräte

  • Zugang zu den Anschlussklemmen eines Verteiltransformators
    • bei geöffnetem Transformatorschalter und geschlossenem Erdungsschalter der Funktionseinheit. Aufgrund einer möglichen Rückkopplung von der NS-Seite sollte durch eine Mitnahmeschaltung bei Öffnen des Transformatorschalters automatisch der NS-Hauptschalter die NS-Anlage vom Netz trennen.

Praktisches Beispiel

In einer Kundenstation mit NS-Messung ist der am häufigsten verwendete Verriege-lungsplan HS/NS/TR (HS/NS/Transformator).

Ziel der Verriegelung ist:

  • die Sperrung des Zugangs zum Transformatorraum, wenn der Erdungsschalter nicht vorher geschlossen wurde,
  • die Schließsperre des Erdungsschalters in einem Schalt- und Schutzgeräteschalt-feld des Transformators, wenn der NS-Leistungsschalter des Transformators nicht
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