Beachtung der Norm IEC 61557-12

Aus Planungskompendium Energieverteilung
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Analoge Geräte in Elektroinstallationen werden zunehmend durch digitale Geräte ersetzt. Dabei werden zum einen genauere Messungen möglich, aber auch die Messung von neuen Werten unterstützt und es besteht die Möglichkeit, diese den Benutzern sowohl lokal als auch über Fernzugriff zur Verfügung zu stellen.

Geräte zu Überwachungszwecken weisen verschiedene technische Merkmale auf, die ein gemeinsames Bezugssystem erfordern. Mit diesem System müssen Bediener in Bezug auf das Leistungsniveau und die Zuverlässigkeit eine einfachere Auswahl treffen und verschiedene Messparameter interpretieren können.

Alle diese verschiedenen Messgeräte (Geräte zur Leistungsmessung und Überwachung werden „PMD“ genannt, was für „Performance Measuring and Monitoring Device“ steht) müssen die Anforderungen der internationalen Norm IEC 61557-12 erfüllen: „Elektrische Sicherheit in Niederspannungsnetzen bis AC 1000 V und DC 1500 V – Geräte zum Prüfen, Messen oder Überwachen von Schutzmaßnahmen - Teil 12: Kombinierte Geräte zur Messung und Überwachung des Betriebsverhaltens“.

Die Norm enthält eine Liste der Hauptanforderungen an PMD mit Anleitung zur Anwendung von Wandlern (falls Wandler gefordert sind).

PMD-Funktionen

Die Liste enthält alle zu messenden elektrischen Parameter. Für jeden Parameter ist eine Anforderungsliste angegeben, wie z.B. Nennbetriebsbereich, Bereich von Einflussgrößen, Messverfahren usw.

Die berücksichtigten elektrischen Parameter sind folgende:

  • Wirkenergie (Klassen entsprechen den in IEC 62053-21 und IEC 62053-22 festgelegten Klassen)
  • Blindenergie (Klassen entsprechen den in IEC 62053-23 festgelegten Klassen)
  • Scheinenergie
  • Wirk-, Blind- und Scheinleistung
  • Frequenz
  • Effektivwert Phasen- und Neutralleiterstrom
  • Effektivwert Spannung
  • Leistungsfaktor
  • Spannungseinbruch und Überspannung
  • Spannungsunterbrechung
  • Spannungsunsymmetrie
  • Oberschwingungsspannung und -verzerrung
  • Oberschwingungsstrom und -verzerrung
  • Höchst-, Mindest-, Spitzen-, Durchschnitts- und Mittelwerte

Kennzeichnung

Nach dieser Norm müssen die Geräte mit einem Code versehen sein, der ihre Installationsoptionen, ihre Betriebstemperatur und ihre Genauigkeitsklasse kennzeichnet. Dadurch ist es heute viel einfacher, diese Geräte auszuwählen und zu erkennen (siehe Abb. S9).

Netzanalysator der Reihe PowerLogic PM8000 nach IEC 61557-12 als:
PMD/SD/K70/0,2 und PMD/SS/K70/0,2

Abb. S9 – Kenzeichnung von Messgeräten nach IEC 61557-12

Messbereichsunsicherheit

Der in IEC 61557-12 vorgegebene Begriff der Leistungsklasse (z.B. Klasse 1 für die Wirkenergiemessung) ist mehr als eine bloße Anforderung in Zusammenhang mit Unsicherheiten bei Nennstrom.

  • Eigenunsicherheit: Eine Erfüllung deckt die Leistung unter zwei Gruppen von Referenzbedingungen ab
  • Betriebsunsicherheit: Eine Erfüllung deckt die Leistung unter 12 umweltbezogenen und elektromagnetischen Einflussgrößen ab, die den PMD-Betrieb normalerweise betreffen
  • Gesamtsystemunsicherheit: Es werden Informationen darüber geliefert, wie die Unsicherheit eines mit externen Wandlern betriebenes PMD eingeschätzt werden kann

Eigenunsicherheit

Eigenunsicherheit ist die Unsicherheit eines Messgeräts, das unter Referenzbe­dingungen (z.B. bei 23 °C) für verschiedene Leistungsfaktorwerte eingesetzt wird. Im Rahmen dieser Norm ist sie ein Prozentsatz des Messwerts (Anzeigewert).

Abb. S10 gibt die Grenzwerte der Eigenunsicherheit für Wirkenergiemessungen der Klasse 1 und Klasse 0,2 bei einem Leistungsfaktor von 1 nach Tabelle 8 der IEC 61557-12 an.

Abb. S10 – Unsicherheitsgrenzwerte für Wirkenergie bei Leistungsfaktor = 1

Abb. S11 gibt die Grenzwerte der Eigenunsicherheit für Wirkenergiemessungen der Klasse 1 und Klasse 0,2 bei einem Leistungsfaktor von 0,5 induktiv und von 0,8 kapazitiv nach Tabelle 8 der IEC 61557-12 an.

IEC 61557-12 gibt außerdem Anforderungen für Leerlaufbedingungen und Einschaltstrom an.

Abb. S11 – Unsicherheitsgrenzwerte für Wirkenergie bei Leistungsfaktor = 0,5 induktiv und 0,8 kapazitiv

Betriebsunsicherheit (auf Grundlage von auf Einflussgrößen zurückzuführende Schwankungen)

Betriebsunsicherheit ist die Unsicherheit unter Bemessungsbetriebsbedingungen (einschl. Abweichungen bei Temperatur, Frequenz, EMV usw.)

IEC 61557-12 legt Prüfungen und die maximale Unsicherheitsabweichung aufgrund von verschiedenen Einflussgrößen fest, wie z.B. Umgebungstemperatur, Frequenz, Unsymmetrie, Oberschwingungen und EMV.

Einflussgrößen Maximale Unsicherheitsabweichung für Wirkenergiemessungen nach Tabelle 9 der IEC 61557-12
Bedingungen Für Klasse 1 Für Klasse 0,2
Umgebungstemperatur PF = 1 0,05% / °K 0,01% / °K
PF = 0,5 Ind 0,07% / °K 0,02% / °K
Hilfsstromversorgung 24 V DC +/-15 % 0,1% 0,02%
Spannung PF = 1 ; 80% / 120% Un 0,7% 0,1%
PF = 0,5 Ind ; 80% / 120% Un 1% 0,2%
Frequenz 49 Hz 51 Hz / 59 Hz 61 Hz PF = 1 0,5% 0,1%
49 Hz 51 Hz / 59 Hz 61 Hz PF = 0.5 0,7% 0,1%
Umgekehrte Phasenfolge 1,5% 0,05%
Spannungsunsymmetrie 0 bis 10% 2% 0,5%
Fehlende Phase 1 oder 2 fehlende Phasen 2% 0,4%
Strom- und Spannungsoberschwingungen 10 % Un 5. Harm. 20 % Imax 5. Harm. 0,8% 0,38%
Ungeradzahlige Stromoberschwingung 3% 0,6%
Ungeradzahlige Spannungsoberschwingung 3% 0,6%
Gleichtaktspannungsunterdrückung 0,5% 0,2%
Permanente magnetische

Wechselstrominduktion 0,5 mT

2% 2%
Elektromagnetische Hochfrequenzfelder 2% 0,98%
Von Hochfrequenzfeldern induzierte

leitungsgeführte Störgrößen

2% 0,98%
Abb. S12 – Prüfungen in Bezug auf Einflussgrößen

Gesamtsystemunsicherheit

Gesamtsystemunsicherheit ist die Unsicherheit, welche die Geräteunsicherheit mehrerer Einzelgeräte (z.B. Wandler, Verdrahtungen, Messgeräte usw.) unter Bemessungsbetriebsbedingungen umfasst.

Falls Wandler im Messgerät integriert sind, sind Gesamtsystemunsicherheit und Betriebsunsicherheit identisch.

Bei externen Wandlern wird empfohlen, Wandler mit der gleichen Leistungsklasse wie der des Messgeräts zu verwenden.

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