Auswahl der HS-Schaltgerätekombinationen
Normen und Vorschriften
Die unten beschriebenen Schaltgeräte und Betriebsmittel sind für Systeme mit einer Bemessungsspannung von > 1 kV bis 24 kV ausgelegt und entsprechen den folgen-den Normen für Hochspannungs-Schaltgeräte und -Schaltanlagen:
IEC 62271-1 (VDE 0671-1) Hochspannungs-Schaltgeräte und -Schaltanlagen - Gemeinsame Bestimmungen IEC 62271-200 (VDE 0671-200) Metallgekapselte Wechselstrom-Schaltanlagen für Bemessungsspannungen über 1 kV bis einschließlich 52 kV IEC 62271-103 (VDE 0671-103) Lastschalter für Bemessungsspannungen über 1 kV und unter 52 kV IEC 62271-100 (VDE 0671-100) Wechselstrom-Leistungsschalter IEC 62271-102 (VDE 0671-102) Wechselstrom-Trennschalter und Erdungsschalter IEC 62271-105 (VDE 0671-105) Hochspannungs-Lastschalter-Sicherungs-kombinationen
Ebenso kann die Erfüllung der folgenden nationalen Normen gefordert werden, z.B.:
- Frankreich: UTE
- Großbritannien und Nordirland: BS
- USA: ANSI
UTE und BS sind im Bereich der oben zitierten Normen mit VDE vollständig über-einstimmend.
Geräteausführungen
Zusätzlich zu den in Abschnitt 1.2 beschriebenen Ringkabelanlagen können bei der Verwendung von erweiterbaren Schaltfeldern in modularer Bauweise alle möglichen Schaltgeräteanordnungen eingesetzt werden. Die Maßnahmen für spätere Erweite-rungen sind einfach durchzuführen. Kompakte Umspannstationen mit modularen Schaltfeldern sind besonders in den folgenden Fällen geeignet:
- offene Ringnetze oder Strahlennetze,
- harte klimatische oder stark verschmutzte Bedingungen,
- zu geringes Platzabgebot für eine luftisolierte Schaltanlage.
Diese Geräteausführung zeichnet sich durch den geringeren Platzbedarf, die integrierten Funktionen und die Betriebsflexibilität aus.
Betriebssicherheit von erweiterbaren, metallgekapselten modularen Schaltanlagen
Beschreibung
Im Folgenden wird ein modernes Lasttrennschaltfeld (siehe Abb. B22) unter Berücksichtigung der neuesten Entwicklungen beschrieben, um folgende Punkte zu gewährleisten:
- Maximum an Betriebssicherheit,
- minimaler Platzbedarf,
- Erweiterbarkeit und Flexibilität in den Anwendungen,
- minimale Wartungsanforderungen.
Jedes Schaltfeld enthält 5 gekapselte Funktionsräume:
- Schaltgeräteraum: Die aktiven Teile des Lasttrennschalters befinden sich in einem hermetisch geschlossenen Gehäuse aus Epoxidharz.
- Kabelanschlussraum: Anschluss über Kabel an den Kabelanschlusspunkt des Lasttrenn- und Erdungsschalters.
- Sammelschienenraum: Modularer Raum, so dass beliebig viele Schaltfelder nebeneinander angeordnet werden können.
- Antriebsraum: Raum, der die Elemente zur Betätigung der Lasttrenn- und Erdungsschalter sowie die Schaltstellungsanzeige enthält.
- Niederspannungsraum: Raum zum Einbau von Steuerungs-, Übertragungs- und sonstigen Betriebsmitteln.
Die Kabelanschlüsse befinden sich in einem Kabelanschlussraum an der Frontseite der Einheit. Dieser Raum ist durch Entfernen der Frontplatte zugänglich. Die Einhei-ten sind über vorgefertigte Sammelschienen elektrisch miteinander verbunden.
Die Errichtung der Anlage wird entsprechend der Montageanleitung durchgeführt.
Die Betätigung der Schaltgeräte wird durch die Anordnung aller Steuer- und An-zeigeelemente auf einer Steuertafel an der Frontseite jeder Einheit vereinfacht.
Die Technologie dieser Schaltgeräteeinheiten basiert hauptsächlich auf der Betriebs-sicherheit, der einfachen Installation und den geringen Wartungsanforderungen.
In die Schaltgeräte integrierte Sicherheitsmaßnahmen
- Der Lasttrennschalter erfüllt in vollem Maße die Anforderungen an eine „zuverläs-sige Schaltstellungsanzeige” gemäß der IEC 62271-102 (VDE 0671-102) (Trenn- und Erdungsschalter).
- Die Funktionseinheit beinhaltet die in der IEC 62271‑200 (VDE 0671-200) festgelegten Verriegelungen für metallgekapselte Schaltanlagen mit Lasttrennschaltern:
- Das Schließen des Schalters ist nur möglich, wenn der Erdungsschalter geöffnet ist.
- Das Schließen des Erdungsschalters ist nur möglich, wenn der Lasttrennschalter geöffnet ist.
- Der Zugang zum Kabelraum (dem einzigen für den Anwender während des Betriebes zugänglichen Raum) ist durch weitere Verriegelungen gesichert:
- Das Öffnen des Kabelanschlussraumes(1) ist nur möglich, wenn der Erdungs-schalter geschlossen ist.
- Der Lasttrennschalter ist in der Schaltstellung „Offen” verriegelt, solange der Kabelanschlussraum geöffnet ist. Das Öffnen des Erdungsschalters ist dann möglich (z.B. zur Durchführung der Kabelprüfung).
Mit solchen Funktionen kann die Schaltanlage weiter mit stromführenden Sammel-schienen und Leitungen betrieben werden, ohne Gefährdung des Bedienpersonals. Ausnahme ist natürlich die Einheit mit Zugang zu den unter Spannung stehenden Einspeisekabeln. Sie entspricht dann der Klassifizierung der Betriebskontinuität:
LSC2A (siehe Tabelle 1, Klassifizierung von HS-Schaltanlagen) gemäß der IEC 62271‑200 (VDE 0671-200).
Abgesehen von den zuvor erwähnten Verriegelungen enthält jedes Schaltfeld:
- integrierte Vorhängeschlossvorrichtungen an den Betätigungseinrichtungen
- 5 vorgebohrte Lochreihen zur möglichen Installation weiterer Schlüsselverriege-lungen
Schalterbetätigungen
- Die für Schaltvorgänge erforderlichen Betätigungsgriffe, -hebel usw. befinden sich zusammen auf einem klar gekennzeichneten Schaltfeld.
- Alle Schließhebel sind an allen Einheiten identisch (abgesehen von denen mit einem Leistungsschalter).
- Die Betätigung eines Schließhebels erfordert sehr wenig Kraft.
- Das Öffnen oder Schließen eines Lasttrennschalters kann mit einer Handhabe oder mit Drucktastern für motorbetätigte Schalter durchgeführt werden.
- Eindeutige Schaltstellungsanzeige der Schalter (Offen, Geschlossen, Federkraft-speicher gespannt).
Klassifizierung von HS-Schaltanlagen
Die Klassifizierung einer Schaltanlage wird eingebracht, die auf der Aufrechterhal-tung eines bestimmten Grades der Betriebsverfügbarkeit der Schaltanlage beruht, während der Zugang zu einem Schottraum besteht. Zusätzlich wurde eine Qualifi-zierung hinsichtlich der Sicherheit von Personen im Falle eines Störlichtbogens ein-gebracht (IEC 62271-200 (VDE 0671-200)).
In der Praxis sind die Kategorien der Betriebsverfügbarkeit von Schaltanlagen: LSC1, LSC1-PM, LSC1-PI, LSC2A-PM, LSC2A-PI, LSC2B-PM und LSC2B-PI.
Beschreibung: LSC: Steht für den Grad der Betriebsverfügbarkeit, bei dem ein Schottraum der Hauptstrombahn geöffnet ist, d.h. der Umfang, zu dem Sammelschienen/Kabel unter Spannung stehen dürfen, jedoch nicht unbedingt ein Strom durch sie fließt.
LSC1: Die „1“ gibt an, dass es keine Betriebsverfügbarkeit für mindestens ein Schaltfeld außer demjenigen gibt, in dem ein Schottraum der Hauptstrombahn geöffnet ist.
LSC2: Die „2“ gibt an, dass es eine Betriebsverfügbarkeit aller Schaltfelder gibt, mit Ausnahme des Schaltfeldes, dessen Schottraum mit einer Hauptstrombahn geöffnet ist.
LSC2A: Das „A“ gibt an, dass es keine Betriebsverfügbarkeit des Schaltfeldes gibt, das einen geöffneten Schottraum der Hauptstrombahn enthält.
Diese Kategorie kann erreicht werden mit: a) einer Zwischenwand zwischen jedem Schaltfeld und b) einer Mindestanzahl von zwei Schotträumen und einer Trennstrecke je Schaltfeld.
LSC2B(1) : Das „B“ gibt an, dass die Betriebsverfügbarkeit für andere Schotträume des Schaltfeldes gilt, das einen geöffneten Schottraum der Hauptstrombahn enthält. Diese Kategorie kann erreicht werden mit: a) einer Zwischenwand zwischen jedem Schaltfeld und b) einer Mindestanzahl von drei Schotträumen und zwei Trennstrecken je Schaltfeld. LSC2B-PI(2), (3): „PI“ gibt an, dass alle Zwischenwände oder Shutter aus Isolierstoff bestehen.
(1) Entspricht der nach früherer IEC bezeichneten metallgeschotteten Schaltanlage mit trennbarem Leistungsschalter-Einschub mit metallischen Shuttern.
(2) Entspricht der nach früherer IEC bezeichneten metallgeschotteten Schaltanlage mit trennbarem Leistungsschalter-Einschub mit isolierten Shuttern.
(3) Entspricht der nach früherer IEC bezeichneten metallgeschotteten Schaltanlage mit trennbarem Leistungsschalter-Einschub.