Kennzeichnende Merkmale eines Leistungsschalters: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 18. August 2017, 13:35 Uhr


Die grundlegenden technischen Daten eines Leistungsschalters sind:

  • die Bemessungsbetriebsspannung Ue,
  • die Bemessungsisolationsspannung Ui,
  • die Bemessungsstoßspannungsfestigkeit Uimp,
  • der Bemessungsstrom In,
  • das Bemessungsgrenzkurzschlussausschaltvermögen Icu,
  • die Einstellströme für den Schutz bei Überlast Ir oder Kurzschluss Im (Isd),
  • das Bemessungskurzschlussausschaltvermögen Icn,
  • das Bemessungskurzschlusseinschaltvermögen Icm,
  • die Bemessungskurzzeitstromfestigkeit Icw,
  • das Bemessungsbetriebskurzschlussausschaltvermögen Ics.

Bemessungsbetriebsspannung (Ue)

ist die Spannung, für die der Leistungsschalter unter normalen (fehlerfreien) Bedingungen ausgelegt ist. Dem Leistungsschalter werden auch andere Spannungswerte für Fehlerbedingungen zugewiesen (siehe Abschnitt 4.3).


Bemessungsstrom (In)

ist der maximale Stromwert, den ein Leistungsschalter mit einem Überstromauslöserelais bei einer herstellerseitig festgelegten Umgebungstemperatur führen kann, ohne dass die festgelegten Temperaturgrenzwerte der stromführenden Teile überschritten werden.

Beispiel

Ein Leistungsschalter mit einem Bemessungsstrom von In = 125 A bei einer Umgebungstemperatur von 40°C wird mit einem entsprechend dimensionierten Überstromauslöserelais (eingestellt auf 125 A) ausgerüstet. Der gleiche Leistungsschalter kann auch bei höheren Umgebungstemperaturen verwendet werden, wenn dessen Bemessungsstrom entsprechend reduziert wird. Somit würde der Leistungsschalter entsprechend dem festgelegten Temperaturwert in einer Umgebungstemperatur von 50°C nur 117 A führen können, bei 60°C nur 109 A.

Die „Lastminderung” eines Leistungsschalters wird somit durch die Reduzierung des Auslösestromes des Überlastrelais erreicht. Der Leistungsschalter ist entsprechend zu kennzeichnen. Die Verwendung eines elektronischen Auslösesystems, das für hohe Temperaturen entwickelt wurde, ermöglicht bei Umgebungstemperaturen von 60°C (oder sogar 70°C) einen Leistungsschalterbetrieb (bei reduziertem Bemessungsstrom, wie beschrieben).

Hinweis: Bei Leistungsschaltern entspricht der Bemessungsstrom In (gemäß IEC 60947-2 (VDE 0660-101)) im Allgemeinen dem Bemessungsdauerstrom Iu.


Bemessungsstrom einer Baugröße

Einem Leistungsschalter, der mit Überstromauslösesystemen mit verschiedenen Einstellstrombereichen kombiniert werden kann, wird ein Bemessungsstrom zugewiesen, der dem höchstmöglichen Einstellwert entspricht.

Beispiel

Ein Leistungsschalter NSX630N kann mit 5 elektronischen Auslösesystemen von 150 A bis 630 A ausgerüstet werden. Der Bemessungsstrom des Leistungsschalters beträgt 630 A.


Einstellstrom

Abgesehen von kleinen Leistungsschaltern, die sehr einfach ausgetauscht werden können, sind industrielle Leistungsschalter mit abnehmbaren, d.h. austauschbaren Überstrom-Auslösesystemen ausgerüstet. Um einen Leistungsschalter an die Anforderungen des von ihm gesteuerten Stromkreises anzupassen und um die Verlegung überdimensionierter Kabel zu vermeiden, sind die Auslösesysteme im Allgemeinen einstellbar. Der Einstellstrom Ir ist der Stromwert, mit dem der Schalter dauerhaft ohne Auslösung betrieben werden kann. Bei einer Belastung oberhalb des Einstellwertes löst der Schalter gemäß den Bedingungen der IEC 60947-2 (VDE 0660-101) aus. Dieser Wert muss höher sein als der maximale Betriebsstrom des Stromkreises IB, aber geringer als der maximal zulässige Strom im Stromkreis Iz (siehe Kapitel G, Abschnitt 1.3).

Überstromauslöserelais sind im Allgemeinen von 0,7 bis 1,0 x In einstellbar; bei elektronischen Geräten ist der Einstellbereich größer: typische Werte sind 0,4 bis 1 x In.

Beispiel (siehe Abb. H30)

Ein Leistungsschalter NSX630N mit einem Überstromauslösesystem Micrologic 2.3 (400 A), eingestellt auf 0,9, weist folgenden Auslösestrom auf: Ir = 400 x 0,9 = 360 A

Abb. H30 – 

Hinweis: Für Leistungsschalter, die mit nichteinstellbarem Überstrom-Auslöser Ir = In ausgerüstet sind. Beispiel: Für 20 A-Leistungsschalter C60N, Ir = In = 20 A.


Einstellstrom der Kurzschlussschutzeinrichtung (Im)[1]

Kurzschlussschutzeinrichtungen (unverzögert oder kurzzeitverzögert) sollen den Leistungsschalter bei Auftreten von hohen Fehlerströmen schnell und sicher auslösen. Ihr Auslöse-Ansprechwert Im ist:

  • entweder durch Normen für Leitungsschutzschalter für Hausinstallation oder ähnliche Zwecke, z.B. IEC 60898 (VDE 0641-11)
  • oder durch den Hersteller für industrielle Leistungsschalter gemäß den entsprechenden Normen, z.B. IEC 60947-2 (VDE 0660-101) festgelegt.

Für industrielle Leistungsschalter sind unterschiedliche Auslösesysteme erhältlich, wodurch der Anwender die Leistung der Schutzfunktionen des Leistungsschalters an die speziellen Anforderungen eines Verbrauchers anpassen kann (siehe Abb. H31, Abb. H32 und Abb. H33).


Typ des Schutzrelais Überlastschutz Kurzschlussschutz
Leitungsschutzschalter für die
Hausinstallation
IEC 60898-1
(VDE 0641-11)
Thermomagnetisch Ir = In niedrige Einstellung
Typ B
3 In ≤ Im ≤ 5 In
Standard-Einstellung 
Typ C
5 In ≤ Im ≤ 10 In
hohe Einstellung
Typ D
10 In ≤ Im ≤ 20 In [2]
Modulare industrielle Leistungsschalter Thermomagnetisch Ir = In
fest
niedrige Einstellung
Typ B oder Z
3,2 In ≤ fest  ≤ 4,8 In
Standard-Einstellung 
Typ C
7 In ≤ fest ≤ 10 In
hohe Einstellung D Typ K
10 In ≤ fest ≤ 14 In
Industrielle[2][3]
Leistungsschalter
ICE 60947-2
(VDE 0660-101)
Thermomagnetisch Ir = In fest Fest: Im = 7 - 10 In
Einstellbar:
0,7 In ≤ Ir ≤ In
Einstellbar:
  • niedrige Einstellung: 2 bis 5 In
  • Standard-Einstellung: 5 bis 10 In
Elektronisch Langzeitverzögert:
0,4 In ≤ Ir ≤ In
Kurzzeitverzögert, einstellbar: [1]

1,5 Ir ≤ Im ≤ 10 Ir
unverzögert (I) fest
I = 12 bis 15 In

[2] Bei industriellen Leistungsschaltern wird der Einstellwert für den Kurzschlussschutz Im als Isd bezeichnet.

[3] Für die industrielle Verwendung sind in den IEC-Normen keine Werte festgelegt, sondern die gebräuchlichsten Werte angegeben.

Abb. H31: Auslösestrombereiche von Überlast- und Kurzschlussschutzeinrichtungen für NS-Leitungsschutz- und NS-Leistungsschalter

Abb. H32 – Auslösekennlinie eines Leistungsschalters mit thermomagnetischer Schutzauslösung
Abb. H33 – Auslösekennlinie eines NS-Leistungsschalters mit elektronischer Schutzauslösung

Trennfunktion

Ein Leistungsschalter ist zum Trennen eines Stromkreises geeignet, wenn er alle in der betreffenden Norm beschriebenen Bedingungen für einen Trennschalter (bei dessen Bemessungsspannung) erfüllt (siehe Abschnitt 1.2). In diesem Fall wird er als Leistungsschalter mit Trennfunktion bezeichnet und wird frontseitig mit folgendem Symbol gekennzeichnet Abb H33a.svg

Alle NS-Schaltgeräte der Baureihen Acti 9, Compact und Masterpact von Schneider Electric gehören zu dieser Kategorie.

Bemessungsgrenzkurzschlussausschaltvermögen (Icu) und Bemessungskurzschlussausschaltvermögen (Icn)

Das Kurzschlussstromausschaltvermögen eines NS-Leistungsschalters bezieht sich annähernd auf den cos φ des Stromes in der Fehlerstromschleife. Die Standardwerte für diesen Zusammenhang sind in einigen Normen angegeben.

Das Bemessungsgrenzkurzschlussausschaltvermögen eines Leistungsschalters entspricht dem höchsten (prospektiven) Stromwert, den der Leistungsschalter ohne Beschädigung ausschalten kann. Der in den Normen angegebene Stromwert ist der Effektivwert der Wechselstromkomponente des Fehlerstromes, d.h. die Gleichstromkomponente des Momentanstromes (die im schlimmsten Fall eines Kurzschlusses immer vorhanden ist) wird zur Berechnung des Standardwertes vernachlässigt. Dieser Bemessungswert (Icu) für industrielle Leistungsschalter und (Icn) für Leitungsschutzschalter für die Hausinstallation wird normalerweise in kA eff angegeben.

Icu (Bemessungsgrenzkurzschlussausschaltvermögen) und Ics (Bemessungsbetriebskurzschlussausschaltvermögen) sind in IEC 60947-2 (VDE 0660-101) definiert.

Desweiteren enthält diese Norm eine Tabelle mit Vergleichswerten zwischen Ics und Icu für die Gebrauchskategorien A (unverzögerte Auslösung) und B (verzögerte Auslösung), wie in Abschnitt 4.3 beschrieben.

Prüfungen zum Nachweis des Bemessungskurzschlussausschaltvermögens von Leistungsschaltern sind durch Normen festgelegt und beinhalten:

  • Prüffolgen mit mehreren aufeinanderfolgenden Schaltspielen, d.h. Ein- und Aus-schaltvorgänge bei Kurzschluss,
  • Phasenverschiebung von Strom und Spannung. Ist der Strom in Phase mit der Versorgungsspannung (cos φ für den Stromkreis = 1), ist die Stromunterbrechung einfacher als bei jedem anderen Leistungsfaktor. Die Stromunterbrechung ist bei niedrigen cos φ-Werten schwieriger durchzuführen, wobei ein Stromkreis mit einem Leistungsfaktor von 0 (theoretisch) der unangenehmste Fall ist.

In der Praxis haben alle Netze mit Kurzschlussfehlerströmen (mehr oder weniger große) nacheilende Leistungsfaktoren und die Normen basieren auf Werten, die üblicherweise als repräsentative Werte der meisten Netze gelten. Im Allgemeinen gilt: je höher der Fehlerstrom (bei einer gegebenen Spannung), desto niedriger der Leistungsfaktor der Fehlerstromschleife, z.B. in der Nähe von Generatoren oder großen Transformatoren.

Die folgende Abb. H34 ist der IEC 60947-2 (VDE 0660-101) entnommen. Entsprechend dem Bemessungsgrenzkurzschlussausschaltvermögen Icu werden den Leistungsschaltern cos φ-Standardwerte zugewiesen:

  • Im Anschluss an eine Schaltfolge Aus - Zeitverzögerung - Ein/Aus zum Prüfen des Bemessungsgrenzkurzschlussausschaltvermögens Icu eines Leistungsschalters werden weitere Prüfungen durchgeführt zur Sicherstellung, dass:
    • die dielektrische Isolationsfestigkeit
    • die Trennungsfunktion und
    • die fehlerfreie Funktion des Überlastschutzes nicht durch die Prüfung beeinträchtigt worden sind.
Icu cos φ
6kA <  Icu ≤ 10 kA 0,5
10 kA < Icu ≤ 20 kA 0,3
20 kA < Icu ≤ 50 kA 0,25
50 kA ≤ Icu 0,2

Abb. H34: Icu bezogen auf den Leistungsfaktor (cos φ) von Fehlerstromkeisen (IEC 60947-2 (VDE 0660-101))

Anmerkung

  1. ^ Bei industriellen Leistungsschaltern wird der Einstellwert für den Kurzschlussschutz Im als Isd bezeichnet.
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